Das Zeitunglesen auf dem iPad
Jeder Mensch hat heute das Bedürfnis, sich über Aktualitäten zu informieren. Während früher viele täglich die Zeitung lasen, informierten sich andere dank dem Radio oder später durch das Fernsehen über das lokale, nationale und internationale Geschehen. Vor etwa 15 Jahren kam das Internet dazu. Heute kennen wir die Smartphones und Tablets, um sich fast überall und jederzeit zu informieren. Trotzdem möchte man auf seine altbekannte Zeitung nicht mehr verzichten. Die Zeitungsmacher sind mit dem Wandel der Zeit(ung) mitgegangen und haben ihre Print-Exemplare in elektronische Ausgaben verwandelt. MacWeb.ch möchte seinen Lesern das Lesen von Tages-Zeitungen auf dem iPad näher bringen und vorallem vorstellen, was die Schweizer Presselandschaft derzeit zu bieten hat.
Blick
Die Inhalte des Blicks werden speziell für das iPad aufgearbeitet. Dazu nutzt Blick die Grösse des iPad-Displays voll aus. Meistens über ein Bild gelegt – welches den ganzen iPad-Bildschirm ausfüllt – prangt in grossen Lettern die Überschrift der entsprechenden Story. Mit Auf- und Abscrollen kann dann der dazugehörige Bericht gelesen werden. Da der Text jedoch entweder nur auf der rechten oder der linken Bildschirmseite platziert ist, bleibt einem das Hauptbild beim Scrollen erhalten. Die Grösse der Schrift kann übrigens individuell eingestellt werden.
Mit einem Wisch nach rechts wechselt man zum nächsten Artikel. Über das oben rechts angebrachte Menü Übersicht präsentieren sich alle verfügbaren Artikel der aktuellen iPad-Tagesausgabe und man kann sie mit einem Klick direkt öffnen.
Ebenfalls über diese Übersicht lässt sich das täglich neu erscheinende interaktive Kreuzworträtsel laden. Auch Sudoku-Fans müssen nicht auf ihr geliebtes Spiel verzichten. Des weiteren präsentiert Blick in ihrer iPad-App auch das aktuelle Wetter, das TV-Programm sowie das Horoskop.
Über eine Suchfunktion können die verfügbaren Ausgaben durchsucht werden. Versteckt in der Blick-iPad-App findet sich auch der herkömmliche Blick. Mit einem Klick auf den PDF-Button lässt sich der komplette Blick (identisch mit der Papier-Version) als PDF-Ausgabe lesen. Um die Texte lesen zu können ist man hier jedoch auf die Zoom-Funktion des iPads bzw. iOS angewiesen. Wer unterwegs nicht Datenvolumen durch das Laden der diversen Blick-PDF-Seiten aufbrauchen möchte, kann sich vorgängig zu Hause via WLAN den kompletten Papier-Blick aufs iPad laden, um ihn dann unterwegs lesen zu können. Natürlich kann auch der Inhalt der iPad-App vorgängig auf das iPad geladen werden, um unterwegs nicht mobiles Datenguthaben aufbrauchen zu müssen.
Preislich überzeugt das Blick-Angebot. Eine Woche lang gibt es den Blick kostenlos. Anschliessend kann man ihn für einen Monat (CHF 4.00), 3 Monate (CHF 10.00) oder für ein ganzes Jahr (CHF 36.00) beziehen. Mit dabei ist natürlich auch immer die PDF-Version des richtigen Blicks! Im Vergleich zum Jahresabo der gedruckten Variante (CHF 323.00) ist die App-Version fast zu günstig…
Tages-Anzeiger
Die Tages-Anzeiger-App unterteilt den iPad-Bildschirm in Kacheln. Diese sind mit den Titeln der Bünde beschriftet, wie man sie auch vom physischen Tages-Anzeiger her kennt. Mit einem Klick befindet man sich direkt auf der Übersicht des ersten Bundes und kann dann die entsprechenden Beiträge lesen. Gelesen werden kann der Tages-Anzeiger im Hoch- oder auch im Querformat.
Die Tages-Anzeiger-App bietet eine Morgen- und Abendausgabe. Die Morgen-Ausgabe entspricht zum grössten Teil dem redaktionellen Teil des gedruckten Tages-Anzeigers und liegt täglich ab 03.00 bereit. Eine Abend-Ausgabe mit allen News des Tages wird von der TA-Online-Redaktion erstellt und steht ab 18.00 Uhr bereit. Das Lesen der Berichte ist durch die skalierbare Schrift sehr angenehm. Ein Artikel kann zudem mittels Klick direkt als E-Mail versandt werden.
Wer den herkömmlichen Tages-Anzeiger als PDF-Dokument öffnen möchte, der sucht in der iPad-App vergebens danach. Die Macher der TA-App werden ihn wohl bewusst weggelassen haben, da sie das Lesen der Beiträge direkt in der App forcieren möchten.
Da die iPad-App (nebst speziellen Wetter-, Kreuzworträtsel und Sudoku-Seiten) nur die redaktionellen Teile beinhaltet, fehlen alle anderen Bestandteile der gedruckten Version. Das TV- oder Kino-Programm oder auch Wohnungsinserate bleiben somit komplett auf der Strecke. Ein komplettes Lesen des Tages-Anzeigers ist somit nicht möglich. Hier haben die Macher der TA-App noch entsprechendes Optimierungspotential!
Als geniales Goodie arbeitet der Tages-Anzeiger mit zattoo zusammen und bietet somit allen iPad-Abonnenten 31 TV-Programme kostenlos an!
Der iPad-Tages-Anzeiger weist ein gutes Preis-/Leistungsverhältnis auf. Eine Tages-Ausgabe gibt es für CHF 2.00, eine Woche für CHF 9.00 und der Monat kostet CHF 29.00. Aufs Jahr hochgerechnet sind es beim Tages-Anzeiger aber bereits CHF 348.00 gegenüber der gedruckten Variante, welche CHF 398.00 kostet. Bei der iPad-App steht jedoch ab 18.00 Uhr nochmals ein neue, sehr aktuelle Abend-Ausgabe zur Verfügung. Berufspendler, die bereits um 17.30 Uhr im Zug nach Hause sitzen, können von der Abendausgabe leider nicht optimal profitieren. Dank einem Breaking News Push bleibt man zudem aber auch tagsüber auf dem Laufenden.
Es lohnt sich, jeweils die aktuelle Ausgaben zu Hause zu aktualiseren.
Neue Zürcher Zeitung – NZZ
Die App der Neuen Zürcher Zeitung hält sich schlicht und einfach. Bevor man jedoch eine Ausgabe der Zeitung in der iPad App lesen kann, muss man sich vorgängig auf der NZZ-Homepage ein ePaper-Abo lösen und sich für den Online-Zugriff registrieren.
Anschliessend öffnet man die iPad-App und meldet sich mittels Benutzername und Passwort an. Anschliessend steht die aktuelle NZZ-Ausgabe zur Verfügung. Die Macher der App haben ganz einfach die herkömliche NZZ digitalisiert.
Sie fühlt sich an wie ein PDF-Dokument, durch dieses man mit links und rechts wischen durch die Zeitung blättern kann. Selbstverständlich hilft ein Ressort-Verzeichnis oder die Funktion Seitenübersicht beim Auffinden des gewünschen Artikels. Wenn man einen Artikel lesen möchte, reicht ein Klick darauf und der Artikel erscheint in einer angenehm lesbaren Form. Reicht der Artikel über mehrere Seiten (was bei der NZZ üblich ist) können die weiteren Seiten mit Hinaufwischen erreicht werden. Wem ein gewünschter Artikel gefällt kann diese auch Freunden und Bekannten praktisch per E-Mail zustellen.
Einzelne Teile der Zeitung – vorallem Inserate, Grafiken und Tabellen – verweigern den oben erwähnten Klick. Durch die Zoom-Funktion lassen sich diese jedoch trotzdem vergrössern. Der Nachteil ist jedoch, dass sich beispielsweise Börsenkurse nicht mehr lesen lassen, da sie gezoomt durch die fehlende Auflösung verpixelt erscheinen. Der komplette Grafik- und Zahlenteil des Börsen-Bundes ist somit in der iPad-Ausgabe nicht lesbar! Auch das Fernseh-Programm und die Wetteraussichten können nicht sinnvoll gelesen werden. Hier müsste sich die NZZ ein Beispiel am St. Galler Tagblatt nehmen (siehe weiter unten).
Nebst den oben beschriebenen Funktionen hält die elektronische NZZ keine weiteren Nutzungsmöglichkeiten bereit. Trotzdem ist iPad-NZZ relativ teuer. Ein Jahresabo der gedruckten Version kostet stolze CHF 548.00. Ein Preis der sich durchaus rechtfertig, da man dabei die komplette NZZ mit einem fundierten redaktionellen Teil in den Händen halten kann. Die iPad-Variante kostet jedoch ebenfalls stolze CHF 394.00 im Jahr, obwohl die Kosten für den Druck und die Distribution wegfallen und vorallem einzelne Teile der Zeitung nicht gelesen werden können und die App keinen wirklichen Mehrwert bietet. Es ist schade, dass sich die NZZ bei der Umsetzung ihrer iPad-Variante nicht mehr Mühe gegeben hat, um dem Treuen Leser eine wirkliche Alternative bieten zu können.
20 Minuten
Anstelle der gedruckten Version aus der blauen Box gibt es natürlich das erfolgreiches Gratis-Blatt auch als iPad-Version. Wie die Print-Ausgabe ist auch die elektronische Version kostenlos. Sämtliche relevanten 20 Minuten-Artikel finden sich auch auf dem iPad. Zudem werden die Berichte in der iPad-App laufend aktualisiert und dank Breaking News und der Push-Funktion ist man noch schnell über Neuigkeiten informiert.
Die Darstellung auf dem iPad wählt 20 Minuten optimal. Oben links präsentiert sich der Hauptbericht der entsprechenden Kategorie und rund herum die übrigen Artikel. Mittels entsprechendem Menü kann innerhalb der diversen Kategorien gewechselt werden. Mit einem einfachen Klick landet man im entsprechenden Artikel. Die Artikel präsentieren sich meistens mit Bildern und einer angenehmer Schriftgrösse.
Dank der Integration der AirPrint-Funktion können sämtliche Artikel bei Bedarf auch ausgedruckt werden.
Wer die richtige Print-Version lesen möchte, findet diese ebenfalls in der iPad-App. Die Zeitung lässt sich entsprechend zoomen, um die Artikel auch direkt aus der Zeitung heraus zu lesen. Dabei wählt 20 Minuten eine ansprechende Auflösung, womit die Texte auch in gezoomter Form gut lesbar sind. Rückwirkend bis zum 1. März 2010 können sämtliche 20 Minuten-Ausgaben abgerufen werden. Mit der Funktion Download to Go lassen sich sämtliche Inhalte vor dem Verlassen des Hauses bequem auf das iPad laden, damit man unterwegs die mobilen Datennetze nicht in Anspruch nehmen muss.
Ein genialer interaktive TV-Guide fehlt in der 20 Minuten-App ebenfalls nicht! – Die Funktion Jetzt zeigt an, was derzeit gerade auf den verschiedenen Kanälen läuft. Mit der Tagesfunktion und der Auswahl des entsprechenden Senders kann das komplette Fernsehprogramm für die nächsten 5 Tage angezeigt werden.
Umfassende Bildstrecken und Videobeiträge runden das Angebot von 20 Minuten ab.
Wie bereits erwähnt, ist die 20 Minuten-App und sämtliche Inhalte kostenlos erhältlich.
Der Bund, Berner Zeitung und Basler Zeitung
Die Tageszeitungen aus der Hauptstadt der Schweiz und die Basler Zeitung präsentiert sich in einer ähnlichen Aufmachung und gleichen stark der Tages-Anzeiger-App. Im Gegensatz zur TA-App sind sämtliche Apps jedoch kostenlos verfügbar. Die lokalen News ausgenommen finden sich in den drei Apps jeweils die gleichen Artikel. Das bei der TA-App im Preis enthaltene zattoo-Fernsehen wird auch in diesem drei Apps angeboten; für diesen Service muss jedoch bezahlt werden.
St. Galler Tagblatt
Das St. Galler Tagblatt kann sowohl als PDF-Version als auch als eigentliche iPad-Version gelesen werden.
Richtig überzeugend ist jedoch nur die PDF-Variante, dafür hat es diese in sich! – Die St. Galler haben es geschafft, das Lesen der physischen Ausgabe elektronisch optimal umzusetzen. Mit einem Wischen nach links und rechts kann durch die Zeitung geblättert werden oder mittels Navigationsmenü kann direkt der gewünschte Bund aufgerufen werden. Mit einem Klick auf die Berichte erscheinen diese in einem neuen Fenster, worin der Artikel optimal gelesen werden kann. Dank einer genialen Auflösung und durch die Zoomfunktion können auch die Wettervorhersagen (siehe Ausschnitt) oder das Fernsehprogramm optimal betrachtet werden. Auch die klein geschriebenen Börsendaten lassen sich auf riesige Buchstaben hochzoomen, ohne dass sie verpixelt aussehen. Die komplette Zeitung kann somit sehr angenehm gelesen werden.
Die Artikel direkt in der App sind irgendwie nicht sinnvoll sortiert. Teilweise finden sich Artikel links, rechts oder in der Mitte des iPad-Bildschirm. Es ist teilweise schwer verständlich, ob es sich nun um Internationale Breaking News oder spezielle Ostschweizer Nachrichten handelt. Das Navigieren direkt in der App hat generell noch entsprechenden Optimierungsbedarf.
Eine Tages-Ausgabe der Tagblatt-iPad-Variante kostet CHF 2.00, ein Monatsabo CHF 29.00 und ein 3-Monats-Abo CHF 70.00. Hochgerechnet auf ein Jahr ergibt dies Kosten von CHF 280.00. Im Vergleich zur gedruckten Version (CHF 359.00) ist dies absolut vertretbar, da man effektiv die komplette Zeitung absolut lesbar auf dem iPad vorfindet. Über die App des St. Galler Tagblatts sind auch die diversen Schwesterzeitungen wie Thurgauer Zeitung, Wiler Zeitung oder Appenzeller Zeitung verfügbar.
Neue Luzerner (bzw. Zuger, Nidwaldner, Obwaldner, Schwyzer, Urner) Zeitung
Die Zeitungsmacher aus der Innerschweiz haben leider noch keine iPad-Variante im Angebot.
Aargauer Zeitung
Die iPad-App der Aargauer Zeitung unterteilt sich in zwei Teile. Einerseits stellt die App die physische Tages-Ausgabe in elektronischer Form zur Verfügung. Andererseits liefert Live News laufend aktuelle Nachrichten aus dem Aargau, der Schweiz und der Welt.
Die Aufmachung der effektiven Zeitung überzeugt! Wie schon von anderen Anbietern her bekannt, kann man mit einem Klick auf den entsprechenden Artikel diesen in einem separaten Fenster öffnen und bequem lesen. Doch auch die übrigen Teil der Zeitung sind dank der sehr guten Auflösung einwandfrei zu konsumieren. Mit dem Menüpunkt Inhalt kann ein entsprechender Bund ausgewählt und dank der Funktion Seitenvorschau kann im Schnelldurchlauf duch die Zeitung geblättert werden. Ein entsprechender Artikel lässt sich auch per E-Mail versenden. Dabei wird jedoch nicht der komplette Artikel, sondern nur ein Link auf den Bericht auf der AZ-Homepage verschickt. Ansonsten lässt die ePaper-Ausführung der Aargauer Zeitung keine Wünsche offen.
Auch der Live News-Teil ist sehr ansprechend. Er unterteilt sich in Region, Schweiz, International, Wirtschaft, Sport, Unterhaltung und Blaulich. Die Berichte können mit einem Klick geöffnet und gelesen werden.
Das Zeitungenlesen mit der AZ-App kostet für 3 Monate CHF 95.00, für 6 Monate CHF 190.00 und für ein ganzes Jahr CHF 300.00. Die gedruckte Varinate kostet im Jahr CHF 404.00. Die AZ-App ist ihren Preis jedoch Wert, da die Zeitung komplett gelesen werden und man tagsüber dank den Live News auf dem Laufenden gehalten wird.
Die Südostschweiz
Diese App überzeugt nicht. Die App unterteilt sich in News und Zeitung.
Unter dem Menüpunkt News befindet sich aber nichts anderes als die Homepage suedostschweiz.ch – dazu reicht auch der Browser Safari.
Unter dem Button Zeitung kann die aktuelle Ausgabe der Südostschweiz geladen werden. Schnell merkt man, dass zur Anzeige nur ein einfacher PDF-Reader zur Anwendung kommt. Ein Inhaltsverzeichnis oder eine Seitenansicht versucht man vergebens. Wenn man auf einen Artikel klickt, passiert nichts. Die Zeitung kann nur mit der Zoom-Funktion gelesen werden. Bei längerem Artikel und Interviews ist dies absolut mühsam und nicht benutzerfreundlich. Wenigstens ist die Auflösung soweit überzeugend, dass sogar die Gebrauchtwagen-Kleininserat aus Davos einwandfrei gelesen werden können.
Eine iPad-Ausgabe der Südostschweiz kostet CHF 2.00.
Fazit?
Jeder Anbieter versucht es auf seine Art, seine Leser mit einer iPad-Variante zu begeistern. Das Angebot und die Aufmachung variieren stark. Auch die preisliche Ausgestaltung der Angebote ist sehr unterschiedlich. Aus der Sicht von MacWeb.ch können die Apps von Blick, 20 Minuten und Aargauer Zeitung als sehr gut bezeichnet werden. Alle anderen Anbieter haben entsprechendes Optimierungspotential. Schade ist, dass die Innerschweizer wohl verpasst haben, dass Apple das iPad auf den Markt gebracht hat.
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